Neue Form der Abwärmenutzung in der Glasindustrie – Frozen Cullet

Branche
Glas und Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden
Umweltbereich
Klimaschutz
Fördernehmer
Ardagh Glass GmbH Werk Nienburg
Bundesland
Niedersachsen
Laufzeit
2012 - 2012
Status
Abgeschlossen

Kurzbeschreibung

Die Ardagh Glass GmbH stellt in 8 Werken in Deutschland mit rund 2.000 Mitarbeitern jährlich circa 1,2 Millionen Tonnen Behälterglas her. Behälterglashersteller setzen, je nach Glasfarbe, zwischen 65 und 90 Prozent Altglasscherben zur Produktion neuer Glasbehälter ein. In der Regel werden die Scherben auf dem Werksgelände auf Freiflächen gelagert, so dass sie Regen und im Winter auch Schnee ausgesetzt sind. Durch gefrorenen Regen und den Schnee kann es zu größeren Scherbenagglomerationen kommen, die beim Transport zur Wanne, im Gemengevorwärmer und/oder dem Einlegen in die Wanne zu Verstopfungen führen können. Um derartige Produktionsstörungen zu vermeiden, sollte im Rahmen dieses Vorhabens diffuse Abwärme der Glasschmelzwanne gefasst und zur Vorwärmung der Scherben genutzt werden.

Die Ardagh Glass GmbH betreibt im Werk Nienburg eine Glaswanne mit Regeneratoren, in denen Abwärme zur Vorwärmung der Verbrennungsluft genutzt wird. Darüber hinaus wird zur Erhöhung der Energieeffizienz noch ein Gemengevorwärmer betrieben. Trotz vieler Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz wurde Abwärme noch diffus in die Werkhalle abgegeben.

Mit Hilfe dieses Projektes kann ein Teil dieser diffusen Abwärme zurück gewonnen werden. Dazu wurden über den Regeneratoren Absaughauben installiert, die die ca. 60° C warme Abluft absaugen. Diese Abluft wird in einem Rohrbündel- Wärmetauscher auf 120° C weiter erwärmt und dann zum Scherbensilo geleitet. Dort wird die Warmluft über ein Kanalsystem von unten nach oben geleitet und erwärmt so die Scherben. Das dabei entstehende Tauwasser wird nach unten abgeleitet, gefasst und dem Scherbenwassersystem des Werkes zugeführt.

Durch die Trocknung und Vorwärmung der Scherben traten in der vergangenen Frostperiode keine Störungen im Gemengevorwärmer durch an Scherben anhaftenden Schnee oder eisbedingte Scherbenagglomerationen mehr auf. Der energiesparende Gemengevorwärmer konnte dadurch den ganzen Winter über in Betrieb bleiben und musste nicht für Reparaturen umfahren werden. Durch die Vorwärmung konnten den Scherben täglich bis zu 4.000 Liter Wasser entzogen werden, die dadurch nicht energieaufwändig mit fossilen Energieträgern in der Wanne verdunstet werden mussten. Dies trägt neben der Einsparung von Energie auch zu einer Stabilisierung des Schmelzprozesses bei, weil die Scherbenfeuchtigkeit nunmehr stabil gehalten werden kann. Durch das Wegfallen der Verklumpungen konnte zudem das Abfallaufkommen reduziert werden, da die inhomogenen Klumpen nicht mehr extern entsorgt werden müssen.

Insgesamt konnten durch diese Maßnahme und den damit verbundenen Energieeinsparungen in der ersten Winterperiode 334 Tonnen CO2 eingespart werden. Die Projektergebnisse zeigen, dass durch die Rückgewinnung diffuser Abwärme zur Scherbenenteisung im Winter und –vorwämung im Sommer mit verhältnismäßig geringem Aufwand erheblich Energieeinsparungen erzielt werden können. Aufgrund der sehr guten Übertragbarkeit dieses Verfahrens auf andere Glaswannen mit Scherbeneinsatz, ist künftig von einer Adaption der Anlage und somit einer Multiplikatorwirkung der genannten positiven Umweltaspekte auszugehen.